6. Oktober 2015 Alle zusammen Am Sonnabend ist Gebre bei uns eingezogen, mitsamt Matratze und allerlei Kram, aber nicht in sein Zimmer, denn das wurde gerade renoviert. Der Älteste hatte, nach langem Zögern, gerade eilig die ganze Wohnung mit seinen Möbeln und Sachen zugeräumt, einschließlich des Balkons und eben der Bibliothek, in der Gebre zum Übergang unterkommen sollte. Für einen Ostafrikaner ist aber Platz in der kleinsten Hütte, wie das Sprichwort sagt. Mit ein wenig Hin-und-her-Rücken und noch weniger Rücksicht auf die Möbel ging das. Im nächsten Moment waren beide, der Älteste und Gebre am Fegen. Dann klebten sie die Fußleisten und Lichtschalter ab, bedeckten den Fußboden und malten, was das Zeug hielt. Der Älteste versuchte, Gebre zu zeigen, wie man den Farbroller übers Gitter rollt, damit die Farbe nicht überall hinklatscht, aber Gebre hörte nicht zu und klatschte einfach mit dem Pinsel weiter. Nachher war alles weiß, die Wände, die Fußleisten und Lichtschalter, stellenweise der Fußboden, auch der Älteste, nur Gebre nicht. Dafür hatte er den Ältesten nach der Wohnung befragt und ihm von seinen Plänen erzählt, mit weiterhin sehr wenig Deutsch. Am nächsten Morgen putzte er energisch Fenster und Tür sowie, auf meine dringende Bitte, weniger energisch, den Fußboden. Das wäre alles Aufgabe des Ältesten gewesen, aber davon ließ sich Gebre nicht aufhalten. Dann zog er vorläufig in sein künftiges Zimmer ein. Ich hoffe, er hat begriffen, dass der Älteste nächste Woche noch Schäden im Holz des Fußbodens wegschleifen und die betreffenden Stellen einölen muss und bleibt beweglich. Nicht begriffen hatte er, dass wir alle mit dem Ältesten wegfahren und über Nacht wegbleiben würden. Er konnte aber nun sicher den Herd anzünden, das fand ich das Wichtigste. Ich hatte ihm auch gezeigt, was an der Dusche nicht in Ordnung war, und er dort mit einem einzigen Handgriff einen weiteren Fehler gefunden. Trotzdem war ihm sichtlich unwohl beim Abschied.
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