16. Oktober 2015

Cliffhanger oder Ende?
 
Jetzt ist der Zwist da. Nachdem Gebre kein Fahrradschloss kaufen wollte und sich das Rad lieber hat stehlen lassen, hatte ich so etwas schon geahnt. Im Mietvertrag steht, dass er die Hälfte der Grundgebühren für Festnetztelefon bzw. -internet bezahlt. Ich hatte das mehrmals gesagt, offenbar wurde es ihm aber niemals übersetzt. Nun erzählte er mir etwas von Aldi und billiger, aber ich bin ja kein Laden, der etwas verkauft, sondern jemand, der die Wohnung mit jemandem teilen will und die dazugehörigen Kosten, die er nicht ändern kann, auch. Gebre hatte sowieso einen Termin auf dem Amt, um seine Schlüssel für die Flüchtlingsunterkunft zurückzugeben. Eigentlich wollte er da um ein Uhr hin, aber nun hatte er es eilig, denn um eins könne dort schon zu sein, es war ja ein Freitag, und ich solle mitkommen.

Die Frau vom Amt wollte jedoch nicht vermitteln. Abmachungen über Telefongebühren seien in solchen Verträgen nicht vorgesehen, behauptete sie, ohne mir zu erklären, was sie mit "solchen Verträgen" meinte. Habe ich keinen Untermietvertrag abgeschlossen, sondern, ohne es zu merken, etwas anderes? Warum gibt sie mir nichts Schriftliches? Bin ich bei der Telekom gelandet? Warum wollen die Firmen immer die bescheißen, bei denen nichts zu holen ist? Die Irrationalität daran stört mich mehr als der böse Wille.

Ich erklärte der Frau, dass ich mir diesen Mitbewohner nicht leisten könne, wenn er nicht bezahle. Sie glaubte mir offensichtlich nicht, denn kaum jemand glaubt einem, wie wenig Geld das Arbeitslosengeld II ist, dass man davon eben nicht einfach etwas spenden kann, sondern im Januar anfängt, für Weihnachten zu sparen, damit die Kinder nicht weinen. Sie sagte locker, das sei wohl ihr Fehler gewesen, und falls ich Gebre kündigte, sei das kein Problem.

"Diese bekackten Beamtenärsche", sagte mein Anwalt bei einer anderen Gelegenheit und fasste sich wieder: "die nehmen Gold und machen daraus Stuhl!"

Spusi meinte, Gebre werde schon bezahlen wollen, wenn ihm jemand erkläre, was sonst auf ihn zukäme. So ist es aber nicht. Er bleibt stur und lehnt jedes Gespräch ab. Plötzlich versteht er kein Wort Deutsch mehr. Mein Tigrinya stößt auf taube Ohren.

Jetzt muss ich mich beruhigen und dem bekackten Beamtenarsch noch einmal die Lage erklären. Ich weiß, gerade die, die mit Flüchtlingen arbeiten, haben viel zu tun. Aber die Leute tanzen lassen wollen, ohne selbst richtig pfeifen zu können, das geht trotzdem nicht.

Außerdem muss ich mich über Kündigungen schlau machen. Bekomme ich jetzt, Ende Oktober, noch einen Studenten zum Ersatz? Ganz ohne Mitbewohner wäre mein Leben natürlich am teuersten.

 

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