1. Juli 2009

Italien - Mexiko - China
 
In letzter Zeit habe ich angefangen, chinesisch zu kochen. Genauer gesagt, mache ich mit wachsender Begeisterung Gebratenen Reis. Das geht nämlich ganz einfach. Man muss nur Frühlingszwiebeln und Ingwer, gern mit Knoblauch und Chilis, sehr heiß anbraten und dabei rühren, gekochten Reis dazu, dann, immer noch heiß und unter Rühren, Eier, Fleisch, Gemüse, alles, was einem einfällt. Nachdem man alle Zutaten geschnippelt hat, dauerts höchstens noch sieben Minuten. So mache ich es jedenfalls, und so schmeckt es mir chinesisch genug. Es ist allerdings, das gebe ich zu, kein Vergleich zu dem Gebratenen Reis, den der Vietnamese am Bahnhof von Königstein in Sachsen macht.

Gebratener Reis hat für mich, neben dem Geschmack, drei praktische Vorteile. Er ist, wie gesagt, einfach zuzubereiten, er ist, durch "alles, was einem einfällt" sehr vielseitig, und es gibt außer den Frühlingszwiebeln keine Zutat, die man unbedingt frisch braucht. Chilis müssen nicht sein, Ingwer und Knoblauch halten sich über Wochen, Reis kann man, bei richtiger Lagerung, vererben.

Diese Vorteile finde ich auch bei Pasta, Tacos und, mit Einschränkungen, Pizza. Es ist nichts einfacher, als Nudeln zu garen. Und zu Nudeln passt alles, was herzhaft schmeckt und püriert oder in kleinen Stückchen essbar ist. Wenn es italienisch sein soll, muss natürlich Olivenöl dran, was lange hält, Tomaten, die gern aus der Konserve sein dürfen, und Oregano, getrocknet.

Das Gleiche gilt für Pizza, bei der aber der Boden nicht ganz einfach ist und etwas Übung erfordert. Daher die Einschränkung. Auf eine Pizza können auch große Stücke. Wer weiß, vielleicht essen sie in Texas Steakpizza. Machbar ist es jedenfalls.

Tacos brauchen nicht eine frische Zutat. Tortillas sind mit Weizenmehl sehr leicht herzustellen, mit Maismehl, weil es nicht klebt, schwieriger. Als Füllung kann man alles verwenden, was die Küche hergibt, außer vielleicht dem Abwasch. Tacos gehen auch süß. Übriggebliebene Tortillas kann man hart braten und zerbrochen als Chips verwenden. Schwierig ist an diesem Teil der mexikanischen Küche nur das Bohnenmus, weil es Zeit braucht, also nicht spontan zubereitet werden kann.

Aus diesen Gründen koche ich gern italienisch, mexikanisch und nun auch chinesisch. Was ich mich aber frage, ist, warum gerade diese drei Länder solch praktische Gerichte hervorgebracht haben. Die deutsche Küche bietet so etwas nicht. Man kann nicht einfach Kartoffeln kochen und dann mal sehen. Auch für die französische Küche reicht es nicht, sich einen Roten hinter die Binde zu kippen, damit sich alles andere findet.

Nur in Darfur gibt es ein ähnliches Gericht für alle Gelegenheiten. Die Leute essen einfach nichts. Das ist so einfach, das kann jedes Kind sogar auf der Flucht zubereiten. Es ist allerdings, so habe ich gehört, auf die Dauer ziemlich eintönig, weil die Zutaten immer die gleichen sind. So groß ist die Langeweile, dass tatsächlich Menschen in Darfur wegen des Essens sterben.

 

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