14. März 2012

Hannelore Bundeskanzlerin Kraft
 
Es gab eine Zeit, da hat die SPD ihre Kanzlerkandidaten nach einer verlorenen Wahl bei der nächsten einfach wieder antreten lassen, wie es andere Parteien auch tun. Nach Schmidt aber hielt jeder Kandidat nur noch einen verlorenen Wahlkampf lang: Vogel, Rau, Lafontaine, Scharping, wenn ich mich recht erinnere. Und nach Steinmeier hat die SPD nun schon drei Kandidaten gehabt, ohne dass es einen Wahlkampf gegeben hätte.

Sigmar Gabriel zeichnete sich durch seinen Parteivorsitz aus, was eine Kandidatur durchaus rechtfertigen würde, hat aber keine eigene Meinung und fällt hauptsächlich damit auf, dass er alle grob unhöflich abkanzelt, die eine andere Meinung vertreten. Olaf Scholz zeichnete sich durch eine gewonnene Bürgermeisterwahl aus, fällt aber mit nichts auf. Peer Steinbrück zeichnete sich dadurch aus, dass er mit einem früheren Bundeskanzler Schach nach Hausregeln spielte, vertritt aber genau die Politik, deretwegen die SPD abgewählt wurde und deretwegen es die "Linke" gibt. Und wenn es denn noch ein anderer sein soll, wird immer Frank-Walter Steinmeier genannt, den ich schon deswegen nicht wählen würde, weil ich seine Rolle im Zusammenhang mit der CIA und den Folter-Verhören in Afghanistan nicht verstanden habe.

Nicht nur Steinbrück, sondern alle vier sind Schröder-Männer, also Leute von gestern. Aber mal abgesehen von deren Politik – das sind doch alles Versager. Gabriel hatte seinen Posten als Ministerpräsident geerbt und verlor gleich die erste Wahl. Steinbrück hatte seinen Posten als Ministerpräsident geerbt und verlor gleich die erste Wahl. Steinmeier verlor die einzige allgemeine Wahl, zu der er überhaupt antrat. Und Scholz – na, gut, Scholz, was soll ich zu dem sagen? Der ist jetzt Bürgermeister, und man wird wieder von ihm hören, wenn er abgewählt wird.

Zurück zur Politik. Gibt es denn keine Linken in der SPD? Tja. Andrea Nahles wäre längst an der Parteispitze, wenn sie es gewollt hätte oder wenn sie sich hätte durchsetzen können. Keine Kandidatur. Dann gibt es da noch Andrea, äh, nein nicht mehr. Auch keine Kandidatur. Der Rest sind Männer mit verbrauchten Ambitionen oder ganz ohne. Keine Kandidaturen.

So, wie ich es sehe, gibt es in der ganzen weiten SPD nur einen einzigen Menschen, der einer rückwärtsgewandten Kanzlerkandidatur im Wege stehen könnte, und dieser Mensch hat jetzt die Gelegenheit, groß und publikumswirksam aufzutrumpfen. Die SPD jauchzt ja immer, wenn mal jemand eine Wahl gewinnt, und sie wird jauchzen, wenn Hannelore Kraft in Nordrhein-Westfalen gewinnen wird. Am Montag nach der Wahl wird Kraft die natürliche Kanzlerkandidatin sein, und diese Gelegenheit sollte die Parteilinke beim Schopfe ergreifen. Nicht weil Kraft eine von ihnen wäre, sondern weil sie keine von den anderen wäre, außerdem gut zwischen den Flügeln moderieren kann und die Fähigkeit hat, wiedergewählt zu werden. Die SPD-Linke sollte sagen, so, jetzt ist mal genug debattiert und spekuliert, die nehmen wir jetzt. Die Zeit bis zur Bundestagswahl ist kurz genug, jetzt wird die Kandidatin in der Öffentlichkeit aufgebaut und hinter den Kulissen ihre Nachfolge geklärt.

Meine Wunschkanzlerin wäre sie nicht, das wäre Renate Künast, aber das könnten ja wir Wähler klären. Diese Entwicklung sollte die SPD in diesem Frühjahr jedenfalls nehmen. Wahrscheinlich wird es nicht so kommen, denn es handelt sich ja um die SPD, die bereits seit 99 Jahren aus lauter vermeintlichem Pragmatismus eine falsche Entscheidumg nach der anderen trifft. Aber die Möglichkeit besteht.

 

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