21. Oktober 2007 Nichtssagend Bei uns ist heute eine Demonstration. Wofür oder wogegen, weiß ich allerdings nicht. An eine Hauswand hat jemand gesprüht: „Talking is over, 21. 10., 14 Uhr.“ Ich verstehe schon, es wird nicht mehr verhandelt, jetzt wird geschossen. Aber das ist ja noch kein Inhalt. Ist heute vielleicht der soundsovielte Todestag von Jean Baudrillard (der entdeckte, dass die Zeichen sich von ihren Bedeutungen emanzipieren)? Kurz nach der Wand sah ich dann die ersten Teilnehmer des Schwarzen Blocks und war unangenehm berührt, weil ich eine Zeit lang versucht habe, mit solchen Leuten zu reden. Das ging nämlich nie lange gut, weil ich Fragen stelle. Die haben zwar auf alle Fragen eine Antwort, aber nicht auf jede einzelne. Was ein echter Nazi ist, der kommt mit jeder Frage klar und kann jedes Argument umdrehen. Die vom Schwarzen Block aber werden bloß böse. Das kann immerhin bedeuten, dass sie kein geschlossenes Weltbild haben, ist also etwas Gutes. Aber die Aggression ärgert mich trotzdem sehr. Vielleicht geht es heute darum, die schwarzen Klamotten mal wieder zu lüften, ehe sie im Schrank noch stockig werden. Es scheint mir ohnehin bei solchen Demonstrationen immer sehr um die Kleidung zu gehen. Diese Leute sind sehr traditionsgebunden und, wie gesagt, borniert. Man könnte auch sagen, sie sind spießig. Aber bitte nicht in ihrer Gegenwart! Weil der Zug an meinem Haus vorbei ging, erfuhr ich aus dem Megaphon doch noch ein wenig. Es hatte etwas mit Nazis zu tun. Da wäre ich vielleicht gern dabei gewesen. Gegen die Nazis sollten alle zusammen halten. Aber das geht nicht. Wenn alle mitmachen, ist der Schwarze Block ja keine Avantgarde mehr. Das aber ist das Allerwichtigste bei diesen Demonstrationen. Es geht um Status und Image. Wie immer. Bei allen. Ich könnte kotzen.
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