30. Oktober 2020 Hier ist nicht Texas, hätte ich fast gesagt Er war ein baumlanger Kerl. Das sage ich, weil es gut klingt, nicht weil ich mich daran erinnerte. Ich achte nicht darauf, wie Leute aussehen. Er spielte professionell Basketball, also wird er wohl sehr groß gewesen sein. Was ihn, bei dem es beruflich um so viel Geld ging, dass er dafür auf einen anderen Kontinent gezogen war, in unsere gammelige Straße gebracht hatte, verstehe ich nicht oder will ich nicht verstehen. Ich erinnere mich daran, dass er an seinem Auto rumfummelte und mit meinem Jüngsten sprach. Als ich dazukam, bedankte er sich bei mir auf Englisch, dass ich mein Kind mit einem Schwarzen sprechen lasse. Das war mir ganz peinlich, denn es geht mich doch nichts an, mit wem meine Kinder sprechen. Ich war aber auch schockiert. Dass hellhäutige Menschen keine dunkelhäutigen Nachbarn, Kolleginnen oder Schwager haben wollen, hatte ich über die USA schon gehört, aber dass sie mit Dunkelhäutigen nicht einmal sprechen wollten, konnte ich mir nur schwer vorstellen. "Willkommen in Europa", wollte ich freundlich sagen, habe ich aber hoffentlich nicht. Denn dann fiel mir ein, wie sich einige Jahre vorher eine ältere Frau, nicht dunkelhäutig, bei mir dafür bedankte, dass ich mein Kind mit ihr sprechen ließ. Sie stand mit Altersgenossen und Alkohol an ein Mäuerchen gelehnt und hatte offensichtlich die Erfahrung gemacht, dass auch hier Menschen ihren Kindern den Kontakt mit bestimmten anderen Menschen verbieten. Damals war ich nicht so schockiert. Recht bedacht, war die Frau war vielleicht nicht ganz so alt, wie ich mich erinnere, weil ich ja das Äußere nicht beachte, bei ihrer Hautfarbe bin ich mir aber sicher. Dunkle wäre mir aufgefallen. Die Geschichte mit dem Texaner ist meine einzige persönliche Begegnung mit Rassismus.
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